Gedenktafeln für Johanna Elberskirchen


Bonn




Text der Grab-Gedenktafel in Rüdersdorf bei Berlin auf dem Friedhof Rudolf-Breitscheid-Straße (von der Gemeinde 2003 aufgestellt)


Johanna Carolina Elberskirchen (1864-1943)


Johanna Elberskirchen wurde am 11. April 1864 in Bonn geboren. Zunächst als Buchhalterin tätig, studierte sie, wie viele Frauen, denen nicht nur in Deutschland der Zugang zu den Universitäten verwehrt wurde, ab 1891 in der Schweiz: zunächst Medizin in Bern und später Jura in Zürich. Nach ihrer Rückkehr lebte sie v.a. wieder in Bonn und von 1914-1919 in Berlin, wo sie in der Säuglingsfürsorge arbeitete. 1920 zog sie mit ihrer Lebensgefährtin Hildegard Moniac nach Rüdersdorf und eröffnete in ihrem gemeinsam gekauften Haus in der Luisenstraße 32 (heutige Rudolf-Breitscheid-Straße 57) eine Praxis für homöopatische Heilbehandlungen, die sie bis zu ihrem Tod führte – trotz Berufseinschränkungen durch die Nazis.


Gedenktafel Johanna Elberskirchen © Heike Kleemann 2004

Johanna Elberskirchen erlangte überregionale und zeitgenössisch internationale Bedeutung als politische Rednerin und Schriftstellerin. Sie publizierte zu und engagierte sich für viele feministische Themen: Wahlrecht, geschlechtsspezifische Erziehung und Bildung, Frauenstudium, Gewalt gegen Mädchen und Frauen, Mutterschaft und Kinderheilkunde. Sexualreformerisch und sexualwissenschaftlich setzte sie sich intensiv mit Ehe, Prostitution, Heterosexualität und Homosexualität auseinander.


Insgesamt sind neben zahlreichen Aufsätzen und Zeitungsartikeln bis 1933 mindestens ein Dutzend Bücher in mehreren Auflagen von ihr erschienen – anfänglich unter dem Pseudonym Hans Carolan. Zudem gab sie eine Zeitschrift und einen Kalender heraus.


Johanna Elberskirchen war seit 1914 eine der wenigen aktiven Frauen, in der u.a. von Magnus Hirschfeld (1868-1935) gegründeten wissenschaftspolitischen Vereinigung Wissenschaftlich- humänitäres Komitee (WhK). Ende der zwanziger Jahre referierte sie für die Weltliga für Sexualreform. Ausgewiesen „rassenhygienische“ Überlegungen waren ihr politisch fremd, sie schwamm aber durchaus mit dem eugenischen Zeitgeist.


Als aktive Feministin und offen lesbische Frau war sie eine außergewöhnliche Brückenfigur zwischen Homosexuellenbewegung und dem radikalen Flügel der Alten Frauenbewegung. Außerdem war sie eine engagierte Sozialdemokratin: in Bonn zunächst mit den Schwerpunkten Arbeitsschutz und Bildung der proletarischen Jugend. Regelmäßig besuchte sie in Rüdersdorf die Parteiversammlungen, und es soll keine gegeben haben, in der sie sich nicht zu Wort meldete, insbesondere um über „Frauenfragen“ zu sprechen.


Johanna Elberskirchen starb am 17. Mai 1943 im Alter von 79 Jahren in Rüdersdorf. Bis zu ihrem Tod lebte sie mit zwei ihrer Schwestern, Ida und Laura und ihrer Freundin im Haus in der Luisenstraße. Die kleine schwarze Elberskirchensche Urne wurde im Juni 1975 heimlich in der Grabstätte ihrer Lebensgefährtin Hildegard Moniac auf dem Friedhof Breitscheidstraße beigesetzt.


© Christiane Leidinger für die Gemeinde Rüdersdorf bei Berlin (Berlin/Rüdersdorf 2003)


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Text der Gedenktafel an Johanna Elberskirchens Geburtshaus in Bonn, Sternstraße 37


"Geburtshaus von Johanna Elberskirchen (1864-1943)


Schriftstellerin und Sozialdemokratin


Aktivistin für die Rechte von Frauen und Homosexuellen"


Gedenktafel Bonn © Ingeborg Boxhammer 2004
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